Was macht eigentlich eine Fahrradbeauftragte?

Interview mit Eva Adam, der Fahrradbeauftragten der Landeshauptstadt Stuttgart

Für Eva Adam ist das Fahrrad nicht nur privat das Fortbewegungsmittel Nummer 1. Als Fahrradbeauftragte der Landeshauptstadt ist die gebürtige Ungarin allein schon von Berufs wegen fast jeden Tag auf den Stuttgarter Straßen unterwegs. Ihre Hauptaufgabe: den Fahrradverkehr in Stuttgart weiter voranzubringen.

Wie wird man „Fahrradbeauftragte“?
Ich habe in Stuttgart Stadtgeografie studiert, später habe ich insgesamt sieben Jahre als Fahrradbeauftragte in der Schweiz und in Leonberg gearbeitet. Für Umwelt-und Naturschutz habe ich mich aber schon immer interessiert.

Sie sind seit einem Jahr im Amt. Welche Projekte konnten Sie schon auf den Weg bringen?
Die Stelle des Fahrradbeauftragten ist ja nicht neu. Vieles war bereits im Gange. Derzeit läuft beispielsweise eine Machbarkeitsstudie zu den Radschnellverbindungen. Hier untersuchen wir, welche Korridore sich als Radschnellstraßen eignen. Außerdem testen wir Sammelgaragen, in denen man sein Fahrrad diebstahl- und wettergeschützt unterstellen kann. Unser Ziel ist, den Anteil an Fahrradfahrern bis 2030 auf 25 Prozent zu erhöhen. Aktuell liegen wir bei acht Prozent – und die Tendenz steigt. Das zeigt sich unter anderem daran, dass sich die Zahl der Fahrräder an der Zählstelle der König-Karls-Brücke seit 2013 fast verdoppelt hat und mittlerweile bei über einer Million gezählter Radfahrer pro Jahr liegt. Auch mit der Förderung von E-Lastenrädern für Stuttgarter Familien sowie der Vernetzung und dem Ausbau von multimodalen Angeboten wie dem RegioRadStuttgart sind wir auf einem guten Weg.

Was können wir uns von der Schweiz abgucken?
Gut gefällt mir dort, dass viele Innenstädte autofrei sind. Das schafft natürlich eine tolle Aufenthaltsqualität. Die Fahrradabstellmöglichkeiten sind besser ausgebaut und das Rad ist ein alltägliches Fortbewegungsmittel. In der Schweiz ist man weniger autofixiert. Das ist aber auch den guten ÖPNV-Anbindungen zu verdanken. Viele besitzen gar kein Auto, dafür aber zwei oder drei Fahrräder. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer viel mehr Rücksicht aufeinander nehmen.

Wie kann man hierzulande das Verhältnis zwischen Radfahrern und anderen Verkehrsteilnehmern verbessern?
Generell sollte im Straßenverkehr besser aufeinander geachtet werden. Wir setzen hier mit verschiedenen Kampagnen an – wie „Miteinander läuft´s besser“. Ein weiteres Thema ist die Sicherheit: Im Rahmen von „Sport im Park“ bieten wir beispielsweise Sicherheitstrainings an.

Man sieht immer Menschen, die mit einem Lastenrad unterwegs sind. Gibt es diesbezüglich auch Inititativen der Stadt?
Lastenräder, besonders mit Elektroantrieb, sind immer mehr im Kommen. Auch die Stadt greift Familien oder Alleinerziehenden finanziell unter die Arme, die sich ein E-Lastenrad anschaffen wollen. Mit dem Programm „E-Lastenräder für Stuttgarter Familien“ wollen wir dazu beitragen, dass weniger Autos auf unseren Straßen fahren.

E-Lastenräder für Stuttgarter Familien

Außerdem haben wir in unserem RegioRad-Fuhrpark seit letztem Jahr zehn Lastenräder für die Innenstadtbezirke im Einsatz. Wer sie mit der polygoCard nutzt, kann sie vergünstigt ausleihen.

Beruflich und privat ist das Fahrrad bestimmt Ihr Top-Fortbewgungsmittel?
Ich wohne in Fellbach und fahre jeden Tag mit dem Fahrrad in die Stuttgarter City. Auch um von Termin zu Termin zu fahren, schwinge ich mich meistens auf den Sattel. So lernt man den Fahrrad-Alltag auf den Stuttgarter Straßen am besten kennen. Und natürlich muss ich beispielsweise im Rahmen der Verkehrsstrukturplanung einige Strecken mit dem Fahrrad abfahren, um die Gegebenheit vor Ort einschätzen zu können. Und am Wochenende geht´s dann gerne auf Tour.


Weitere Angebote der Stadt Stuttgart rund ums Fahrrad

Stand: 25. März 2020