Der Aufsichtsrat des Verkehrs- und Tarifverbundes Stuttgart (VVS) hat in seiner heutigen Sitzung eine in der 40-jährigen Verbundgeschichte beispiellose Reform des VVS-Tarifs beschlossen. Das Tarifzonensystem wird kräftig verschlankt: Aus 52 Tarifzonen werden fünf Ringzonen. Das Tarifsystem wird damit einfacher und übersichtlicher. Für viele Kunden wird es aber auch günstiger, vor allem für die zahlreichen Pendler in den Talkessel der Landeshauptstadt. Die heutigen Tarifzonen 10 und 20 in Stuttgart werden zur künftigen Tarifzone 1 zusammengelegt. Die Sektorengrenzen in den Außenringen fallen weg und die zwei Außenringe 60 und 70 werden zur neuen Tarifzone 5 zusammengefasst. Der neue VVS-Tarif tritt zum 1. April 2019 in Kraft. Eine weitere Nachricht, die die Fahrgäste erfreuen wird: Im Jahr 2019 wird es keine Tariferhöhung beim VVS geben.
„Den neuen VVS-Tarif kann man auf einen einfachen Nenner bringen: ‚einfach, günstig und umweltfreundlich‘. Wir versprechen uns davon, dass noch mehr Menschen den VVS nutzen und so den Autoverkehr in Stuttgart und der Region spürbar reduzieren“, sagte der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn, gleichzeitiger Aufsichtsratsvorsitzender des VVS. Er weist darauf hin, dass der Fahrpreis für viele Fahrgäste um 25 bis 30 Prozent günstiger wird: „Manche Stammkunden sparen 200 bis 300 Euro im Jahr“, so OB Kuhn.
Dank an Verkehrsminister Hermann
Die Kosten der Tarifzonenreform, die von der öffentlichen Hand getragen werden, betragen circa 42 Millionen Euro pro Jahr. Diese Kosten entstehen, weil viele Fahrgäste künftig weniger Zonen befahren und einen geringeren Fahrpreis entrichten müssen. Für die Verkehrsunternehmen entstehen damit Mindereinnahmen, die von der öffentlichen Hand ausgeglichen werden.
„Der neue VVS-Tarif ist eine einzigartige Reform, aber gleichzeitig auch eine große finanzielle Leistung der öffentlichen Hand“, so OB Kuhn, der sich auch beim Land, namentlich bei Verkehrsminister Winfried Hermann, bedankte. Das Verkehrsministerium hatte zugesagt, die Tarifreform aus Gründen der Luftreinhaltung „mit einer Jahresscheibe“ in Höhe von insgesamt 42 Millionen über einen Zeitraum von sechs Jahren zu unterstützen. Sein Dank galt auch „den Kollegen aus den Landkreisen“, die die restlichen Kosten gemeinsam und solidarisch mit der Landeshauptstadt schultern, dem Verband Region Stuttgart und den Verkehrsunternehmen.
Die Landeshauptstadt Stuttgart und die vier Verbundlandkreise Esslingen, Ludwigsburg, Böblingen und der Rems-Murr-Kreis haben vereinbart, die verbleibenden Kosten im Verhältnis von 45 Prozent (Stadt Stuttgart) und 55 Prozent (Landkreise) aufzuteilen.
„Ich freue mich, dass die Verkehrsunternehmen ihren Beitrag zur Tarifreform leisten. Wir brauchen die Verkehrsunternehmen zwingend, weil sie ja die Tarifreform umsetzen“, sagte OB Kuhn. Wichtig sei jetzt aber auch, dass alle Partner des ÖPNV-Pakts die Kapazitäten von Bus und Bahn weiter auszubauen, „damit die, die mit dem VVS fahren wollen, auch mit ihm fahren können“, so der OB.
„Wir freuen uns, dass der langgehegte Wunsch, den VVS-Tarif zu vereinfachen, jetzt wahr wird. Für uns war wichtig, dass nicht nur die Fahrgäste in Stuttgart profitieren, sondern auch die Pendler aus dem Umland und vor allem auch der ländliche Raum“, sagte Heinz Eininger, Landrat des Landkreises Esslingen. Anstelle von 15 Tarifzonen, wie heute im Landkreis Esslingen, würde es künftig pro Landkreis nur maximal vier Ringzonen geben, betonte Eininger. Er verweist darauf, dass man bisher aus dem Lenninger Tal nach Stuttgart sieben Zonen bezahlen musste, künftig sind es nur noch fünf. Auch von Esslingen zum Flughafen braucht man künftig nur noch eine statt drei Zonen.
TagesTicket wird auch günstiger
Die neue großzügigere Tarifzoneneinteilung macht eine Änderung bei den Preisen für das TagesTicket notwendig. Künftig wird das TagesTicket in den Preisstufen eins bis fünf angeboten. Die Preise sind deutlich niedriger als bisher. So kostet das TagesTicket für Fahrten in ganz Stuttgart mit dem Handy künftig nur noch fünf Euro, beim Kauf über andere Vertriebswege 5,20 Euro (derzeit noch sieben Euro).
Zustimmung aus allen Gremien
Vor der heutigen Sitzung des Aufsichtsrates hatten sich die Gremien der Gesellschafter mit der Tarifzonenreform, den Finanzierungsregelungen und der Kostenaufteilung beschäftigt. In der Regionalversammlung des Verbandes Region Stuttgart, dem Gemeinderat der Landeshauptstadt Stuttgart und in den Kreistagen der Verbundlandkreise gab es überall klare Mehrheiten für die Tarifzonenreform, häufig waren die Zustimmung sogar einstimmig.