Der Fahrgastbeirat des Verkehrs- und Tarifverbundes Stuttgart (VVS) feiert in diesem Herbst sein 25-jähriges Jubiläum. Seit 1997 tragen die Beiräte mit ihren Ideen und Anregungen maßgeblich dazu bei, den öffentlichen Nahverkehr in der Region Stuttgart kundenfreundlich zu verbessern. Der Fahrgastbeirat in der Region gehört damit zu den ältesten seiner Art in Deutschland. Zum 25-jährigen Bestehen wurde der VVS-Fahrgastbeirat im Rahmen einer Jubiläumsveranstaltung für sein Engagement im Interesse der Fahrgäste mit der „Goldenen Orange“ des VVS ausgezeichnet.
„Die Zufriedenheit der Fahrgäste gehört zu unseren wichtigsten Zielen. Um das Angebot noch besser auf die Bedürfnisse der Kunden abstimmen zu können, hat der VVS vor 25 Jahren den Fahrgastbeirat ins Leben gerufen“, erklärte VVS-Geschäftsführer Horst Stammler. Er bedankte sich für die zahlreichen Vorschläge, die lebhaften Diskussionen, aber auch für das Verständnis und die Geduld, wenn nicht jeder Vorschlag sofort umgesetzt werden konnte.
Im VVS-Fahrgastbeirat sind Vertreterinnen und Vertreter von zahlreichen Umwelt- und Verkehrsverbänden sowie von Jugendlichen, Frauen, Schwerbehinderten und älteren Menschen aktiv. Mit dieser Zusammensetzung will der Fahrgastbeirat einen möglichst repräsentativen Querschnitt der Kundinnen und Kunden im öffentlichen Personennahverkehr erreichen. Alle Beiräte wohnen im Verbundgebiet und sind regelmäßig mit den Bahnen und Bussen unterwegs. Die Mitglieder des Fahrgastbeirats arbeiten als ehrenamtliches beratendes Gremium.
Der langjährige Vorsitzende im VVS-Fahrgastbeirat, Dr. Wolfgang Staiger, erklärte: „Der Fahrgastbeirat trifft sich mehrmals im Jahr, um über Anliegen der verschiedenen Fahrgastgruppen zu diskutieren und gemeinsame Lösungswege zu erarbeiten. Die Mitglieder des Fahrgastbeirats bündeln eingereichte Wünsche der Fahrgäste und bringen diese in die Sitzungen ein. In den letzten 25 Jahren haben die Mitglieder des Fahrgastbeirats mehr als 600 Anregungen an den VVS herangetragen, von denen zahlreiche auch umgesetzt wurden. An anderen Themen, insbesondere der Verbesserung der Verkehrsangebote und an preiswerten Tarifangeboten, arbeiten wir weiter.“
Die Tarifangebote waren auch ein Dauerbrenner in der Arbeit des Fahrgastbeirates. Er hatte beispielsweise angeregt, die Zahl der Tarifzonen deutlich zu reduzieren, was schließlich in der großen Tarifreform des VVS mündete. Zum Themenspektrum des Fahrgastbeirats gehörten unter anderem auch die Beteiligung im Rahmen der Fortschreibung der Nahverkehrsplänen sowie die Mitsprache bei der Entwicklung neuer Fahrzeuge und Ticketautomaten. Ein aktuelles Thema ist die Verbesserung der Fahrgastinformation im Störungsfall. Hier mahnt der Fahrgastbeirat vor allem konsistente und einheitliche Informationen zu Verspätungen, Zugausfällen und Anschlüssen über alle Kanäle an.
Zum Jubiläum Sonderfahrt auf der Schwäbischen Waldbahn
Zum Jubiläum hat der VVS die Fahrgastbeiräte zu einer Sonderfahrt mit der Schwäbischen Waldbahn eingeladen. Die Fahrt führte zunächst auf der Wieslauftalbahn von Schorndorf bis nach Rudersberg und dann auf der Bergstrecke bis nach Welzheim, die aktuell nicht mit Regelzügen befahren wird – mit einem Zwischenstopp am Haltepunkt Laufenmühle. Ganz in der Nähe im Erfahrungsfeld der Sinne tauschten sich die Teilnehmer mit dem Welzheimer Bürgermeister Thomas Bernlöhr über aktuelle Nahverkehrsthemen, vor allem über die Chancen einer Reaktivierung dieser landschaftlich reizvollen Strecke, aus.
Der Welzheimer Bürgermeister erläuterte die städtische Zielsetzung, mittelfristig die Bahnstrecke auch für einen ÖPNV-Regelbetrieb zu entwickeln. Das Ergebnis der ersten Potenzialuntersuchung des Landes zur Reaktivierung von Bahnstrecken sei vor diesem Hintergrund sehr bedauerlich. Grund für die negative Bewertung dürfte vor allem sein, dass die Bahntrasse bis Schorndorf deutlich länger ist als die Strecke mit dem Bus direkt nach Schorndorf. „Nichtsdestotrotz arbeiten die Stadt Welzheim und die Schwäbische Waldbahn GmbH als Eisenbahninfrastrukturunternehmen an weiteren Untersuchungen zur Reaktivierung der Strecke“, so Bernlöhr. Aktuell gingen die Überlegungen in Richtung Schülerverkehr, da das Gymnasium in Welzheim von zahlreichen Schülerinnen und Schüler im Einzugsgebiet der Bahn aufgesucht werde, die bisher per Bus transportiert würden. Der Fahrgastbeirat begrüßte Bernlöhrs Engagement und sicherte seine Unterstützung zu. „Für viele Kunden spielt der Komfort der Bahn eine größere Rolle als die Fahrtdauer. Seniorinnen und Senioren fühlen sich in der Bahn oft sicherer als im Bus. Und Berufspendler schätzen es, wenn man die Zeit in der Bahn zum Arbeiten nutzen kann“, hob der Beiratsvorsitzende Dr. Staiger die Vorteile der Schiene hervor.
Eine weitere Anregung des Fahrgastbeirates war, die Wieslauftalbahn auch sonntags zu betreiben und ggf. die Züge bis Welzheim zum VVS-Tarif durchzubinden. Dabei müssen die Regel- und Tourismuszüge, die überwiegend mit Dampf gefahren werden, aufeinander abgestimmt werden.
(nik)