Der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) und seine Verkehrsunternehmen sind weiterhin in der Erfolgsspur. Mit knapp 376 Millionen Fahrten waren so viele Menschen mit Bus und Bahn unterwegs wie nie zuvor. Die Verbundstatistik weist eine Steigerung um neun Millionen Fahrten gegenüber dem Vorjahr aus, das sind 2,6 Prozent mehr als 2015. Die Steigerungsrate ist – wie bereits in den Vorjahren – überdurchschnittlich: Nach Meldungen des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) stiegen die Fahrgastzahlen im Bundesgebiet im letzten Jahr um 1,8 Prozent.
VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger führt das Rekordergebnis unter anderem auf die gute wirtschaftliche Lage in der Region Stuttgart mit dem Anstieg der Bevölkerung, einem Wachstum bei den Beschäftigten, sowie die Verbesserungen im Fahrplan- wie im Tarifangebot zurück: „Vor allem der Berufsverkehr mit den gut nachgefragten Angeboten im FirmenTicket-Bereich hat sich als Wachstumsmotor erwiesen“, so der VVS-Geschäftsführer. Zu einem Teil sei der Fahrgastzuwachs auch dem finanziellen Engagement vieler Arbeitgeber in der Region Stuttgart zu verdanken, die ihren Mitarbeitern einen Zuschuss zum Jahresabo des VVS bieten. Ein besonderer Dank gelte den Verbundunternehmen und ihren Beschäftigten, die in der Rushhour sehr viel mehr Fahrgäste zu transportieren hatten, betonte die VVS-Geschäftsführung bei der Bilanz-Pressekonferenz.
Vor allem die Zahl der Stammkunden nimmt stetig zu: Insgesamt fahren jetzt schon 395.000 Stammkunden mit einem VVS-Ticket, das länger als einen Monat gilt. Rechnet man die Wochen- und MonatsTickets dazu, sind sogar 580.000 Fahrgäste mit ZeitTickets unterwegs, informierte Horst Stammler.
Zu der Steigerung der Stammkunden hat auch das neue Ausbildungs-Abo beigetragen, das seit September 2016 auf dem Markt ist.
FirmenTicket boomt
Vor allem der Berufsverkehr hat sich 2016 sehr gut entwickelt. Die Zahl der Fahrten im gesamten Berufsverkehr (dazu zählen alle ZeitTickets für Erwachsene) ist um 4,7 Prozent gestiegen.
Ein besonders hohes Wachstum konnte beim FirmenTicket verzeichnet werden. Die Zahl der Abonnenten stieg im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent. Anfang 2016 ist der VVS mit 64.000 Abonnenten gestartet. Zum Jahresende waren es 71.500. Annähernd 500 Unternehmen unterstützen bereits die umweltfreundliche Anreise ihrer Mitarbeiter mit einem Zuschuss zum FirmenTicket. Mitarbeiter, die von ihren Firmen mindestens zehn Euro pro Monat bekommen, erhalten vom VVS einen weiteren Rabatt von zehn Prozent auf das JahresTicket. Auch kleinere Unternehmen können sich beispielsweise durch eine Bündelung von Bestellungen am FirmenTicket beteiligen.
Zum Wachstum des FirmenTickets hat vor allem auch die gute Konjunktur mit einer hohen Beschäftigungsquote in der Region Stuttgart beigetragen. Mit dem Land Baden-Württemberg und dem Automobilhersteller Porsche sind 2016 zwei große Arbeitgeber hinzugekommen, die das FirmenTicket ihrer Mitarbeiter bezuschussen. Im Januar 2017 stieg der Daimler-Konzern in die Bezuschussung des FirmenTicktes ein. „Dass neben dem Land auch die Automobilindustrie die Fahrt mit dem ÖPNV unterstützt, ist ein starkes Signal. Mit diesen Partnern hoffen wir, dass die Nachfrage auch 2017 weiter steigt“, so VVS-Geschäftsführer Horst Stammler.
SeniorenTicket wächst weiter
Nachdem der Verkauf des SeniorenTickets jahrelang rückläufig war, bis die Konditionen wesentlich verbessert wurden, ist dieses Angebot mit einem Plus von 4,9 Prozent weiter auf dem Höhenflug. Beim Senioren-JahresTicket war es sogar ein Anstieg um 9,3 Prozent. Dazu haben die attraktiveren Bedingungen des SeniorenTickets beigetragen: günstiger Preis, keine Sperrzeit und netzweite Gültigkeit des JahresTickets. Die Zahl der Abonnenten ist von rund 22.900 Ende letzten Jahres auf 26.360 gestiegen. Das ist ein Plus von 15,3 Prozent. Dazu kommen noch rund 2.500 Kunden, die sich ihr netzweit gültiges Senioren-JahresTicket in einer Verkaufsstelle besorgen.
„Das äußerst günstige Angebot von 45,50 Euro im Monat fürs gesamte Verbundgebiet sorgt dafür, dass die Nachfrage beim SeniorenTicket nicht nachlässt“, erklärt Hachenberger. Wenn man das MonatsTicket hinzunimmt, fahren mittlerweile knapp 42.000 Menschen mit einem SeniorenTicket.
Neues Ausbildungs-Abo schlägt ein
Auch der Ausbildungsverkehr hat 2016 ein Plus von 4,4 Prozent verzeichnet. „Das neue günstige Abo für 59 Euro im Monat hat voll eingeschlagen. Mit knapp 26.900 Abonnenten seit September haben wir unseren Erwartungswert von 16.000 weit übertroffen“, freut sich Stammler. Auszubildende, Praktikanten, Bufdis etc. können mit dem Ticket im ganzen Netz mit Bus und Bahn fahren. Bisher mussten sie je nach Zahl der befahrenen Zonen bis zu 157 Euro (netzweit) für ein MonatsTicket bezahlen. Das Ticketangebot gilt rund um die Uhr im gesamten VVS-Gebiet und wird obligatorisch als JahresTicket im Abonnement angeboten.
Obwohl die Schülerzahlen weiterhin rückläufig sind, legten auch das Scool-Abo (+6,6 Prozent) und das Anschluss-StudiTicket (+15,5 Prozent) zu. „Zum einen hat dazu die Veränderung in der Schullandschaft und die größere Zahl der ‚Fahrschüler‘ beigetragen. Zum anderen die verbesserte Praktikanten-Regelung beim Anschluss-Studi-Ticket“, sagt Hachenberger.
Leichter Anstieg im Gelegenheitsverkehr
Im Gelegenheitsverkehr, zu dem Einzel-, Kurzstrecken- und TagesTickets gehören, gibt es eine leichten Anstieg von +0,5 Prozent. Die wichtigste Rolle in diesem Bereich spielt das EinzelTicket, das um 8,2 Prozent zugelegt hat.
Aufgrund von 37 Feinstaubalarm-Tagen seit Einführung des FeinstaubTickets ist es im Gelegenheitsverkehr zu Verschiebungen gekommen. Im November mit 13 Feinstaubtagen wurden 400.000 EinzelTickets mehr verkauft als im Vorjahr (+11,5%). Im Dezember mit 19 Feinstaubtagen waren es sogar 900.000 EinzelTickets mehr (+25,1 Prozent). Allerdings waren die Verkäufe anderer Tickets rückläufig.
Im November und Dezember 2016 wurden insgesamt 5 Prozent mehr Fahrten verzeichnet als im Vorjahreszeitraum. Damit war in den beiden Monaten mit vielen „Feinstaubtagen“ ein höheres Wachstum im ÖPNV als im gesamten Jahr zu verzeichnen.
Digitale Medien werden immer wichtiger
Die digitalen Medien werden auch beim Verkauf von Tickets immer wichtiger. Seit 2016 können Fahrgäste nicht nur Einzel- und TagesTickets übers Handy kaufen, sondern auch Wochen- und MonatsTickets. Das EinzelTicket ist auf dem Smartphone sogar günstiger als am Automaten: Es kostet nur so viel wie ein Abschnitt auf dem 4er-Ticket, was auch die rückläufige Entwicklung des 4er-Tickets (-7,4 Prozent) erklärt. 2016 wurden 3,7 Millionen Tickets per Handy verkauft, das ist ein Plus von 60 Prozent.
„Mit einem Umsatz von rund 13 Millionen Euro ist das HandyTicket inzwischen auch kein Nischenprodukt mehr“, ist sich Stammler sicher. Seit dem Start 2012 sind übers Handy insgesamt 8,5 Millionen Tickets verkauft worden.
Auch finanzieller Erfolg beim VVS
Insgesamt hat der VVS 2016 rund 517 Millionen Euro (inklusive Schwerbehinderten-Abgeltung) eingenommen und damit 3,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. (uli)