Oberbürgermeister Kuhn spricht sich für Umwelt-TagesTicket aus – „Nahverkehrsoffensive in Stuttgart und in der Region in vollem Gange“

Der Aufsichtsratsvorsitzende des Verkehrs- und Tarifverbundes Stuttgart (VVS), Oberbürgermeister Fritz Kuhn, und VVS-Geschäftsführer Horst Stammler haben am Dienstag, 13. Juni, Pläne zur Tarifentwicklung des VVS und zum Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs vorgestellt.

OB Kuhn, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) ist, sagte: „Die Nahverkehrsoffensive in Stuttgart und der Region ist in vollem Gange. Für fünf Maßnahmen wollen wir in den bevorstehenden Aufsichtsratssitzungen von SSB und VVS um eine Mehrheit werben: Angebotsoffensive, günstiges TagesTicket, attraktives 9-Uhr-Ticket, Bestpreisabrechnung und moderate Tariferhöhung.“ Dieses Paket sei als Ergebnis von zahlreichen Diskussions- und Sondierungsgesprächen geschnürt worden. Entschieden werde darüber in den entsprechenden Gremien von SSB und VVS.

Neue Linien

Mit Beginn der neuen Schadstoffperiode am 16. Oktober 2017 soll die Stadtbahnlinie U19 von Neugereut bis zum Neckarpark in den Dauerbetrieb gehen. Sie entlastet damit die U2, die im Abschnitt zwischen Neugereut und Bad Cannstatt sehr stark besetzt ist. Am 9. Dezember folgt die Inbetriebnahme der U12, die dann von Dürrlewang über das Europaviertel und den Hallschlag bis nach Remseck fährt. Sie ist künftig mit 80-Meter-Doppelzügen unterwegs, was die Kapazitäten auf dieser Nahverkehrsachse stark erhöht. Zum Fahrplanwechsel im Dezember sollen auch im Busverkehr der SSB deutliche Verbesserungen vorgenommen werden. Ende nächsten Jahres soll mit der U16 von Fellbach nach Giebel eine neue Stadtbahnlinie Entlastung für die U1 und die U13 bringen. Schließlich soll eine neue Schnellbuslinie von Bad Cannstatt Wilhelmsplatz zur Stuttgarter Innenstadt eingerichtet werden, die im 5-Minuten-Takt fahren soll. „Diese Linie wird unsere Musterlinie für den Busverkehr der Zukunft perspektivisch mit ausschließlich emissionsfreien Antrieben“, so der Oberbürgermeister.

Tarifanpassung 2018

Oberbürgermeister Kuhn ging auch auf die kommende Tarifrunde beim VVS ein. Der Beschluss über eine Tariferhöhung obliegt satzungsgemäß den Verkehrsunternehmen. Diese haben sich verpflichtet, den Preis maximal in Höhe der durchschnittlichen Kostensteigerung zu erhöhen. Kuhn: „Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs kostet viel Geld. Daher können wir auf eine moderate Erhöhung nicht verzichten, zumal die Kosten gestiegen sind und alle Aufgabenträger des ÖPNV deutliche Verbesserungen im Angebot vornehmen.“ Der Oberbürgermeister setzt sich dafür ein, dass die Preiserhöhung 2018 auf 1,9 Prozent begrenzt wird: „Damit liegen wir voraussichtlich unter der allgemeinen Inflationsrate.“ Die Anpassungsrate wäre so gering wie im laufenden Jahr und sonst zuletzt im Jahr 2001. Ein Verzicht auf eine Tarifanpassung würde rund zehn Millionen Euro kosten, und zwar nicht nur 2018, sondern auch in den Folgejahren. „Selten gab es mit einer Tarifanpassung jedoch so viele Verbesserungen wie in diesem und im nächstem Jahr“, betonte VVS-Geschäftsführer Stammler.

Attraktiveres 9-Uhr-Ticket

OB Fritz Kuhn betonte, dass er sich bei den anstehenden Aufsichtsratssitzungen für ein attraktiveres 9-Uhr-Ticket einsetzen wolle: „Bahnen und Busse sind morgens in der Hauptverkehrszeit sehr voll. Wir müssen einen tariflichen Anreiz setzen, damit Menschen, denen das möglich ist, erst nach der Stoßzeit fahren. So können wir die Platzkapazitäten erhöhen.“

Daher soll das Abonnement für das 9-Uhr-Ticket in die Systematik des FirmenTickets einbezogen werden. Die Arbeitnehmer, die erst nach 9 Uhr fahren, können dann auch von dem Rabatt von fünf bzw. zehn Prozent profitieren. Wenn der Arbeitgeber einen Zuschuss von monatlich zehn Euro bezahlt, gibt der VVS einen Rabatt von zehn Prozent auf das FirmenTicket.

Heute kostet das 9-Uhr-Ticket für zwei Zonen im Abonnement 56,33 Euro im Monat. Mit dem FirmenTicket-Rabatt, dem Arbeitgeberzuschuss von zehn Euro und einer Preissenkung könnte der Tarif auf günstige 39,95 Euro je Monat gesenkt werden.

Neue Bestpreis-App

Auch einen möglichen Einstieg in das Thema „Bestpreis-Abrechnung“ kündigte der Oberbürgermeister an. „Unsere Vision ist es, dass sich der Kunde gar nicht mehr darum zu kümmern braucht, welches Ticket er kaufen muss. Mit einem Pilotprojekt zur Bestpreis-Abrechnung wollen wir bis Jahresende starten.“ Das Pilotprojekt soll auf Basis einer Bestpreis-App durchgeführt werden. Dabei wird dem Kunden garantiert, dass ab drei Fahrten am Tag maximal der Preis eines TagesTickets und bei entsprechend vielen Fahrten im Monat maximal der Preis eines MonatsTickets abgerechnet wird.

Neues Umwelt-TagesTicket

Auch beim Tarifangebot soll es Verbesserungen geben: „Der Tarif soll einfacher und übersichtlicher werden“, so der Oberbürgermeister. Er zeigte sich dem Anliegen der drei Gemeinderatsfraktionen CDU, Grüne und SPD aufgeschlossen, aus der Landeshauptstadt Stuttgart eine Tarifzone zu machen: „Voraussetzung ist freilich, dass der Gemeinderat die Finanzierung dieser Tarifmaßnahme langfristig sichert.“

VVS-Geschäftsführer Stammler wies daraufhin, dass eine solche Änderung nicht von heute auf morgen umgesetzt werden könne: „Wir müssen dazu auch mit unseren Partnern in der Region Gespräche führen“, kündigte der Geschäftsführer an. „Aber auch wenn alle Fragen geklärt sind, dauert die Umstellung der unterschiedlichen Vertriebssysteme unserer 40 Verkehrsunternehmen seine Zeit.“ Daher könne eine solche Maßnahme frühestens im Jahr 2019 realisiert werden“, meinte Stammler.

Vorgeschlagen wird, mit einem günstigen TagesTicket, das nicht mehr kostet als eine Hin- und Rückfahrt für eine Zone, einen Einstieg in die geplante Zusammenführung der beiden Stuttgarter Tarifzonen zu finden. „Das wäre dann die Nachfolgeregelung für das bisherige Feinstaubticket und ein Vorgriff auf die Einheitszone für Stuttgart“, so der Oberbürgermeister. Details müsste man noch mit dem Land Baden-Württemberg, das das bisherige Feinstaubticket mit 50 Prozent bezuschusst hatte, abstimmen. Man sei aber mit dem Verkehrsministerium Baden-Württemberg in guten Gesprächen. Kuhn zeigte sich zuversichtlich, dass man schon zu Beginn der Schadstoffperiode im Herbst ein preisgünstiges „Umwelt-TagesTicket“ anbieten könne. Dieses würde im gesamten VVS-Gebiet bis zum Ende der Schadstoffperiode Mitte April 2018 gelten. Das TagesTicket gibt es in drei Preisstufen (1 bis 2 Zonen, 3 bis 4 Zonen und gesamtes Netz). Der Preis für das neue Umwelt-TagesTicket errechnet sich jeweils aus einer Hin- und Rückfahrt für die günstigere Zone. „Das entspricht einer Ermäßigung von 20 bis 35 Prozent im Vergleich zum bisherigen TagesTicket“, sagte Stammler. Trotzdem seien die Abo-Kunden mit ihren Zeittickets immer noch günstiger unterwegs. „Dass die Kunden, die täglich mit uns fahren, einen Preisvorteil haben, ist uns besonders wichtig.“

Der Oberbürgermeister ging auch auf den Beschluss des Verkehrsausschusses der Region vom 31. Mai 2017 ein, in dem der Wegfall der Sektorengrenzen in den Außenringen gefordert wurde: „Eine solche Maßnahme könnte den Tarif vereinfachen. Wir sind uns mit den Landkreisen einig, dass wir nicht nur isoliert die Tarifzonen in Stuttgart angehen dürfen, sondern das gesamte Tarifzonensystem im VVS betrachten müssen. Daher nehmen wir gerne Gespräche mit dem VRS und den Verbundlandkreisen über dieses Thema auf.“

„ÖPNV-Pakt wirkt“

Kuhn dankte auch den Verbundlandkreisen, dem Verband Region Stuttgart und dem Land Baden-Württemberg, die ihrerseits große Anstrengungen unternehmen, um den öffentlichen Nahverkehr zu verbessern. Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2017 sind im Regionalverkehr (z. B. Metropol-Express auf der Murrbahn), bei der
S-Bahn (z. B: Einstieg in den ganztägigen 15-Minuten-Takt) und im regionalen Linienverkehr (z. B. Verlängerung der Strohgäubahn) deutliche Leistungsverbesserungen vorgesehen. „Der ÖPNV-Pakt wirkt“, zeigte sich der Oberbürgermeister zufrieden.