Einfach in den Bus oder die Bahn steigen, ohne sich Gedanken über Fahrpreise und Verbundgrenzen zu machen und ohne sich vorher ein Ticket kaufen zu müssen. Das soll bald keine Zukunftsmusik mehr sein. Ab sofort startet der VVS gemeinsam mit der Stuttgarter Straßenbahnen AG und dem Verkehrsverbund Pforzheim-Enzkreis (VPE) ein gemeinsame Pilotprojekt, bei dem die technische Machbarkeit eines Check-in-Check-out-Systems per Smartphone auf Herz und Nieren getestet werden sollen. Später kommt als Partner auch die Baden-Württemberg-Tarif-Gesellschaft dazu.
Unter einem Check-in-Check-out-System (kurz „CiCo“) versteht man, dass Fahrgäste sich vor dem Einsteigen durch ein einfaches „Swipen“ auf der Handy-App einchecken und nach dem Aussteigen wieder auschecken. Der korrekte Preis wird automatisch berechnet – und zwar garantiert zum „Bestpreis“, sodass der Nutzer innerhalb der gesammelten Fahrten an einem Tag immer zum günstigsten Tarif unterwegs ist. Man braucht lediglich ein Handy und muss sich mit der App registrieren. Danach reicht ein einfaches „Wischen“.
Ziel des Projektes, das vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur im Rahmen des Förderprojektes „Saubere Luft“ bezuschusst wird, ist nachzuweisen, dass ein CiCo-System verbundübergreifend technisch funktioniert und beim Kunden Akzeptanz findet.
Als Projektpartner wurde die Schweizer Firma Fairtiq ausgewählt. Die Fairtiq-App ist bei den Eidgenossen bereits seit zwei Jahren im Einsatz und erfreut sich großer Beliebtheit. Mit dieser App können in der Schweiz alle Verbundtickets und natürlich die schweizweiten Eisenbahntickets gekauft werden.
Das Pilotprojekt hat mehrere Phasen. Zunächst soll die App im VVS-Gebiet gültig sein. Ab Ende September soll ihre Funktionsfähigkeit im VPE getestet werden. Und in der dritten Stufe ist die verbundübergreifende Gültigkeit im landesweiten Baden-Württemberg-Tarif an der Reihe. Mit dem Baden-Württemberg-Tarif kann man seit Dezember 2018 im ganzen Land bei verbundüberschreitenden Fahrten den öffentlichen Personennahverkehr mit einem einzigen Ticket nutzen.
„Das Ziel ist letztlich, wie in der Schweiz, für ganz Baden-Württemberg ein total einfaches und unkompliziertes Ticketsystem zu schaffen. Ein Wisch genügt beim Einsteigen und Aussteigen. Der Kunde, der nicht regelmäßig mit Bahn und Bus unterwegs ist, soll sich nicht mehr um Fahrkarten, Zonen und Verbundgrenzen kümmern müssen“, sagt VVS-Geschäftsführer Horst Stammler.
Mit den 22 Verkehrsverbünden in Baden-Württemberg sei man im Gespräch, um ein solches System zu etablieren. Das müsse nicht unbedingt die Fairtiq-App sein, auch andere Anbieter sind mit einem CiCo-System auf dem Markt präsent. Fairtiq sei jetzt mit seiner Lab-App Entwicklungspartner im Pilotprojekt, informiert Horst Stammler. Das Projekt wird durchgeführt, um zu sehen, ob alles funktioniert oder wo es noch Schwachstellen gibt. So soll ein ausgereiftes Produkt auf den Markt gebracht werden. Letztlich dient es auch dazu, viele Kundenreaktionen zu erhalten.
App-Tester gesucht
Daher sucht der VVS Probanden, die die App testen. Sie sollen dabei unterstützen, die Funktionsfähigkeit der App beispielsweise in Tunnelabschnitten der Stadtbahn und der S-Bahn oder komplexen Umsteigestationen wie dem Hauptbahnhof oder Charlottenplatz zu prüfen. Ziel ist es, Rückschlüsse auf die wichtigsten Funktionsweisen ziehen zu können und so den nächsten Schritt für die Einführung des neuen Angebots zu machen. Alle Teilnahmevoraussetzungen sind unter www.cico-bw.de nachzulesen. Im Wesentlichen braucht der interessierte Kunde ein Smartphone mit dem Betriebssystem iOS oder Android und eine Kreditkarte (MasterCard oder VISA). Wenn es zu einem Echtbetrieb kommt, sind weitere Zahlungssysteme geplant.