Verbundstufe II: 25 Jahre Vollintegration der regionalen Busunternehmen in den VVS

Leistungsschau mit 25 innovativen Bussen auf der Messepiazza

Der VVS feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Jubiläum. Aber erst vor 25 Jahren wurden die regionalen Busunternehmen in den Landkreisen Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg und dem Rems-Murr-Kreis vollständig in den Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) integriert. Erst damit war der VVS komplett und löste das Verbundversprechen ein: Ein einziges Ticket für den gesamten Nahverkehr in der Region Stuttgart. Seit 1993 gilt der VVS-Tarif in allen Bussen und Bahnen im gesamten Verbundgebiet.

„Die Integration der Busverkehre war vor 25 Jahren ein richtiger Schritt, in der Nachbetrachtung war er zwingend. Es wäre heute undenkbar, dass ein Busunternehmen in der Region Stuttgart mit seinem Haustarif und ohne Abstimmung mit den anderen Verkehrsmitteln überleben könnte. Bei allen Herausforderungen, die wir im Busverkehr haben: Der Bus bleibt auch in Zukunft unverzichtbar“, meint der VVS-Aufsichtsratsvorsitzende Fritz Kuhn, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart.

Zum Verbundstart im Jahre 1978 profitierten die Fahrgäste zunächst nur in den Bahnen und Bussen der Stuttgarter Straßenbahnen AG und der damaligen Deutschen Bundesbahn von einem einheitlichen Tarif. In den regionalen Verkehrsunternehmen galten noch die jeweiligen Haustarife. Als ersten Schritt auf dem Weg zu einer Integration der regionalen Busverkehre wurde 1982 ein Übergangstarif für Zeitkarten geschaffen. Bis zur Vollintegration im Wege der so genannten Verbundstufe II dauerte es dann aber noch einmal elf Jahre. Mit der Integration der regionalen Busverkehre wurde der VVS bunter: Statt zwei Verkehrsunternehmen waren es nun 40, die Leistungen im VVS erbrachten, darunter viele familiengeführte Privatunternehmen.

Vom Unternehmensverbund zum Mischverbund

Die Verbundstufe II, das neue ÖPNV-Gesetz des Landes, das die Landkreise offiziell zum Aufgabenträger für die Busverkehre machte, und die Bahnreform erforderten auch eine neue Gesellschafterstruktur des VVS. Der VVS wurde 1978 ursprünglich als Unternehmensverbund durch die Stuttgarter Straßenbahnen AG und die damalige Deutsche Bundesbahn gegründet. 1996 kamen dann alle Aufgabenträger – das Land, die Landkreise, die Landeshauptstadt Stuttgart und der neu gegründete Verband Region Stuttgart – sowie die regionalen Verkehrsunternehmen, die sich in einer Gesellschaft des bürgerlichen Rechts zusammengeschlossen hatten, hinzu. Der VVS wandelte sich damit zu einem Mischverbund.

Täglich über 520.000 Fahrgäste in den Bussen des VVS

Mit der Verbundstufe II hat die Bedeutung des Busverkehrs im VVS deutlich zugenommen. Daran hat auch der stetige Ausbau des Busverkehrs durch die Landkreise als Aufgabenträger seinen Anteil. Heute werden täglich über 520.000 Fahrten im VVS mit dem Omnibus durchgeführt. „Der Bus sorgt für die Feinverteilung in der Fläche und er hat eine Zu- und Abbringerfunktion zum Schienenverkehr. Ohne ihn geht es nicht, denn er leistet einen wichtigen Beitrag zur Mobilität unserer Einwohner“, unterstreicht Heinz Eininger, der Landrat des Landkreises Esslingen, die Bedeutung des Busverkehrs im VVS. Landrat Eininger verweist auch auf die laufenden Vergabeverfahren, in denen alle Verbundlandkreise dafür sorgen, dass das Leistungsangebot bis Ende 2019 noch einmal deutlich verbessert wird: „Wir geben teilweise einen dichteren Takt, eine verbesserte Linienführung, mehr Fahrten abends und am Wochenende, saubere Anschlüsse zur S-Bahn und den Einsatz neuer Busse mit Barrierefreiheit und einem hohen Qualitätsstandard vor“, so Eininger.

25 Jahre Verbundstufe II – 25 innovative Busse auf der Messepiazza

Ronald Bäuerle, der Geschäftsführer der GbR der Busunternehmen im VVS, sagte: „Wir haben in den letzten Jahren unsere Flotten erneuert und viele technische Innovationen in unsere Busse gebracht. Wir haben heute flächendeckend in allen Bussen eine Echtzeitinformation und unsere Bordrechner können eTickets und Handytickets lesen. Viele Busse haben eine Klimaanlage und Monitore, auf denen die Kunden über den Fahrtverlauf gut informiert werden“. Viele Busse können aber noch mehr: In einer Leistungsschau haben die Busunternehmen im VVS heute 25 innovative Busse auf der Messepiazza ausgestellt. Darunter waren Busse, in denen man kontaktlos zahlen kann, Busse mit Überlänge, W-LAN, Fahrradbeförderung, Anhänger und besonderem Komfort im Fahrgastinnenraum. „Diese Leistungsschau unterstreicht die hohe Innovationsfähigkeit unserer überwiegend mittelständischen Busunternehmen im VVS“, so Bäuerle.

Einen großen Wert legen die Aufgabenträger und die Verkehrsunternehmen auch auf das Thema Schadstoffreduzierung. Als die Verbundstufe II eingeführt wurde, kam gerade die erste Abgasnorm Euro 1 heraus. Mittlerweile sind die neuen Busse mit der Abgasnorm Euro 6 ausgestattet. Auf der Leistungsschau wurden auch zahlreiche Busse mit alternativen Antrieben wie Diesel-Elektro-Hybrid, Brennstoffzelle oder der Elektro-Hybrid für den Einsatz mit und ohne Fahrleitung präsentiert.

OB Kuhn: „Busverkehr der Zukunft wird elektrisch sein“

„Der Busverkehr der Zukunft wird elektrisch sein“, sagte der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn. Er verwies auf die Innovationslinie X1, die Mitte Oktober 2018 zum Beginn der neuen Feinstaubalarm-Periode im 5-Minuten-Takt zwischen Bad Cannstatt und der Stuttgarter Innenstadt an den Start geht. „Auf dieser Linie wollen wir neue umweltfreundliche Antriebe testen. Wir starten mit Hybridbussen, werden aber ab 2020 die ersten vollelektrisch angetriebenen Busse einsetzen“, so Kuhn.

Die Stuttgarter Straßenbahnen AG haben kürzlich mit Daimler Buses den Einsatz von vier vollelektrisch angetriebenen eCitaro-Gelenkbussen im Praxistest auf der Innovationslinie X1 vereinbart.

Auf den Busverkehr kommen große Herausforderungen zu. Alle Beteiligten sind aufgefordert, die Rahmenbedingungen für den Bus zu verbessern, zum Beispiel durch Busspuren moderne Busbahnhöfe, Beeinflussung der Signalanlagen oder Anschlusssicherungssysteme, um den Busverkehr zu beschleunigen und ihn gegenüber dem Individualverkehr konkurrenzfähig zu halten. Eine weitere Herausforderung ist die Personalgewinnung. Der Busfahrer wird immer mehr zur Mangelware, zumal durch den Ausbau des ÖPNV und den Fernbusboom zusätzliche Busfahrer gesucht werden.

Hintergrund:

Der VVS gilt heute als einer der erfolgreichsten und leistungsfähigsten Verbünde in Deutschland. Seit seiner Gründung vor 40 Jahren als erster Verkehrsverbund in Baden-Württemberg haben sich die Fahrgastzahlen nahezu verdoppelt. Im letzten Jahr wurden über 382 Millionen Fahrten innerhalb des Verbundgebietes unternommen. Auch in diesem Jahr wird mit einer Steigerung gerechnet. Im ersten Halbjahr fuhren wieder zwei Prozent mehr Fahrgäste mit den Bahnen und Busse des VVS.