Vollintegration des Stauferkreises in den VVS ist ein Meilenstein

Einfaches und günstiges Tarifsystem – aus 100 Zonen werden nur noch vier – Land kündigt Zuschuss in Millionenhöhe an

Am 1. Januar ist es endlich soweit – nach langen Jahren der Diskussion und Vorbereitung wird der Landkreis Göppingen komplett in den VVS integriert. Das ist ein großer Meilenstein für den Landkreis und für den VVS – aber natürlich auch für die Fahrgäste, für die sich dann vieles ändert. Aus hundert Tarifzonen im Landkreis werden zum Beispiel nur noch vier. „Das vereinfacht das Tarifsystem enorm. Außerdem werden nicht nur viele Fahrten innerhalb des Stauferkreises günstiger, sondern auch von unserem Kreis in die restliche Region“, freut sich Göppingens Landrat Edgar Wolff bei der heutigen virtuellen Diskussionsrunde, die im Internet gestreamt wurde. Für ihn sei es eine der wichtigsten Entscheidungen in seiner Amtszeit gewesen: „Nach über 42 Jahren seit der Gründung des VVS wächst jetzt zusammen, was zusammengehört“, so Wolff weiter.

 

Weil man ein Ereignis wie die Vollintegration auch gebührend feiern muss, war eigentlich ein großes vorweihnachtliches Fest auf dem Göppinger Bahnhofsvorplatz geplant. Aufgrund der Pandemie wurde mit der Liveübertragung der Eröffnungsfeier ersatzweise eine alternative Form gefunden, zu der auch die Bevölkerung im Live-Stream eingeladen war.

 

Verkehrsminister Winfried Hermann ließ es sich nicht nehmen, persönlich, wenn auch virtuell, dabei zu sein. „Ich freue mich sehr, dass der Landkreis Göppingen sich für die Integration in den VVS entschieden hat. Damit können die Bürgerinnen und Bürger das weite Netz des großen Verbundes zu deutlich günstigeren Ticketpreisen als bisher nutzen. Fahrgäste sollen es im öffentlichen Verkehr möglichst einfach haben, deshalb fördert das Land die Zusammenschlüsse von Verkehrsverbünden erheblich. Wo immer in Baden-Württemberg Verbünde kooperieren und den Fahrgästen einen gemeinsamen Tarif anbieten wollen, unterstützen wir das“, erklärte Minister Hermann. Der Minister kündigte einen Zuschussbescheid in Höhe von ca. 1,5 Millionen Euro für das erste Jahr an. Dieser Betrag wird in den nächsten Jahren um jeweils fünf Prozentpunkte abgeschmolzen.

 

Der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn, der gleichzeitig VVS-Aufsichtsratsvorsitzender ist, lobte im Rahmen der Veranstaltung die Entscheidung zum Beitrittsbeschluss vor knapp zwei Jahren und bedankte sich dafür beim Kreistag des Landkreises Göppingen: „Es ist ein bedeutsamer Schritt, eine kluge und nachhaltige Entscheidung, dass jetzt auch der Landkreis Göppingen dem VVS beitritt. Damit stärken wir das Wir-Gefühl in der Region. In der gesamten Region Stuttgart gibt es künftig ein einheitliches ÖPNV-Angebot, der öffentliche Nahverkehr geht damit gestärkt in den Wettbewerb um die Mobilität in unserer Region.“

 

Thomas S. Bopp, Vorsitzender des Verbands Region Stuttgart freute sich, dass durch die Vollintegration in den VVS die „regionale Idee einen weiteren großen Schub erhält.“ Denn der Schritt gehe in seiner Bedeutung weit über rein tarifliche Themen hinaus: „Es gibt gerade im so wichtigen Mobilitäts- und Verkehrsbereich nun keine Ausnahmen mehr, sondern eine einheitliche Region, an der alle vollumfänglich beteiligt sind.“ Gleichzeitig nahm Bopp die Regionalversammlung auch in die Pflicht: „Wir sind uns der großen Erwartungshaltung und Verantwortung bewusst und sie trifft uns nicht unerwartet.“ Mit neuen Mobilitätspunkten zum vereinfachten Umstieg zwischen den Verkehrsmitteln oder dem geplanten Einstieg in die Aufgabenträgerschaft der Express-Buslinie X 93 Göppingen – Lorch, nannte Bopp erste Beispiele, mit denen die Region die Weichen zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur stellen möchte.

 

Voll des Lobes zeigte sich Manfred Hovenjürgen, Geschäftsführer des Regiobusverkehrs Südwest GmbH und Sprecher der Busunternehmen im Landkreis: „Es ist uns in einer sehr guten Zusammenarbeit mit dem Landkreis Göppingen, dem VVS und dem Verband Region Stuttgart gelungen, die Vollintegration in den VVS zum Wohle der Fahrgäste und unter Wahrung der Interessen der Busunternehmer zu schaffen. In Coronazeiten und neben dem Tagesgeschäft ein Kraftakt aller Beteiligten – herzlichen Dank dafür!“ Die Verkehrsunternehmen verbinden ihrerseits große Hoffnungen mit der Vollintegration, um künftig mehr Kunden von den Vorteilen des ÖPNV zu überzeugen.

 

Für die Interessen der Wirtschaft warb Wolf Martin, Präsident der IHK-Bezirkskammer Göppingen. Auch auf Seiten der Unternehmen wurde die Forderung, dem VVS beizutreten, zuletzt immer lauter: „Wir sehen in der Vollintegration eine deutliche Stärkung des Standorts. Wir stehen im regionalen Wettbewerb und bekommen jetzt eine optimale und durchtarifierte Anbindung an die Region. Das hat bisher gefehlt. Und davon profitieren wir künftig alle.“ Deshalb konnten laut Martin namhafte Firmen aus dem Landkreis überzeugt werden, die umfassende Marketing-Kampagne zum Beitritt am 1. Januar 2021 durch großzügiges Sponsoring zu unterstützen.

 

„Die Partner im VVS haben dem Landkreis Göppingen immer einen Platz freigehalten und ihm vor zwei Jahren ein faires Angebot zum Beitritt gemacht“, erinnert VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger. Sein Kollege Horst Stammler verweist darauf, dass die Fahrgäste im Stauferkreis mit der Vollintegration auch von den Vorteilen der VVS-Tarifreform profitieren: „Der VVS bietet einfache, günstige und übersichtliche Tarife. Das wird auch die Menschen im Landkreis Göppingen überzeugen.“ Stammler weist darauf hin, dass der neue VVS-Tarif nicht für alle Fahrten innerhalb des Landkreises günstiger sei. In diesen Fällen würde aber meist der Aktionsradius des Tickets deutlich größer. Darüber hinaus weist er auf neue Service wie die VVS-App mit der Fahrplanauskunft in Echtzeit sowie das HandyTicket hin, dass es nun auch für Fahrten im Stauferkreis gäbe. Der VVS würde für Neueinsteiger in das Abo eine Schnupperaktion durchführen. Außerdem erhalte jeder Haushalt einen Gutschein für ein HandyTicket, das einen Tag lang in der ganzen Region gelte.

 

Zum Abschluss des Streams und zugleich dem offiziellen Start der Vollintegration des Landkreises Göppingen wurde in kleinstem Rahmen und mit dem nötigen Abstand im Göppinger Landratsamt gemeinsam die „Beitritts-Torte“ angeschnitten. Das leckere Zuckerwerk aus einer ortsansässigen Traditions-Konditorei gilt als Beispiel dafür, dass es für die gesamte Region künftig viel im Landkreis neu zu entdecken gilt.

Vollintegration Göppingen – was bedeutet das für die Fahrgäste?

 

Für die Fahrgäste wird sich durch die Vollintegration des Stauferkreises vieles ändern – und zwar zum Positiven: Künftig gibt es statt hundert nur noch vier Tarifzonen, was die Preise teilweise deutlich günstiger macht, vor allem auch abseits der Filstalbahn. Insbesondere Schüler oder Senioren profitieren von der Vollintegration, weil sie mit ihrem Ticket in der gesamten Region von früh bis spät Bus und Bahn fahren dürfen, also beispielsweise von Wiesensteig nach Ludwigsburg oder von Geislingen nach Schorndorf.

 

Ein Ticket, ein Tarif

 

Auf allen Bus- und Bahnverbindungen in der gesamten Region gilt dann der VVS-Tarif. Wer zum Beispiel von Esslingen mit der Bahn kommt und in Göppingen auf den Bus umsteigt, braucht nicht mehr zwei Tickets aus zwei Verbünden, sondern nur noch ein VVS-Ticket.

 

Schon jetzt Fahrpreise checken

 

Fahrgäste, die prüfen wollen, ob sie auf ihren Fahrten ab Januar 2021 sparen, können das mit dem neuen „Tarifcheck“ tun. Er zeigt für die gewünschte Verbindung den alten und den neuen Preis für ausgewählte Ticketarten an. Der Rechner ist über die App „VVS Mobil” oder die VVS-Homepage abrufbar. Dort einfach Start und Ziel sowie das Ticketprodukt eingeben. „Checken“ kann man auch gleich den alten und neuen Tarifzonenplan, der darstellt, welche Zonen man bisher bzw. ab Januar 2021 befährt. Wer will, kann das Ergebnis auch per WhatsApp oder E-Mail weiterleiten.

 

DFI light auch für den Landkreis Göppingen

 

Schon jetzt stehen den Fahrgästen im Landkreis Göppingen an Bahnhöfen und größeren Haltestellen rund 60 dynamische Fahrgastinformations-Anzeiger zur Verfügung. In Zukunft kommen weitere Anzeiger dazu, sie heißen „DFI-light“-Anzeiger. „Light“ deshalb, weil die Anzeiger kleiner sind und in die Haltestellenmasten integriert werden. An den kleinen Anzeigern sehen die Fahrgäste, welcher Bus als nächstes kommt, ob er pünktlich ist oder Verspätung hat.

 

An allen Haltestellen ohne digitale Anzeigetafeln müssen Fahrgäste aber nicht auf die praktischen Echtzeitinfos verzichten. Mit der VVS-App „Smarte Haltestelle“ gibt es eine unkomplizierte Alternative: Hierfür fotografiert der Fahrgast ganz einfach den Haltestellennamen oder scannt den QR-Code auf dem Aushangfahrplan und sieht dann sofort die Abfahrt der nächsten Busse an der jeweiligen Haltestelle in Echtzeit.

 

Die insgesamt rund 1.000 Haltestellen im Landkreis Göppingen werden an das Haltestellendesgin im VVS angepasst. Sie bekommen neue Steckschilder im VVS-Design, aber auch die Aushänge müssen ausgetauscht werden. Das ursprünglich blaue Design der Haltestellen, das vom Filsland-Mobilitätsverbund stammt, weicht dem typischen VVS-Orange. Ein externer Dienstleister tauscht nach und nach die Schilder aus. Dies wird bis ins neue Jahr hinein dauern.

 

VVS-Schnupperabo

 

Sich fest binden? Ja oder Nein? Diese Frage stellen sich nicht nur Verliebte. Auch der eine oder andere Fahrgast beschäftigt sich mit der Frage, ob er beispielsweise jedes Mal aufs Neue ein MonatsTicket kauft oder in ein Abo einsteigt. Allen, die noch schwanken, macht der VVS jetzt ein Angebot: Einsteiger können das Abo drei Monate lang testen. Wer danach feststellt, dass das Abo nichts für ihn ist, steigt einfach aus. Vorteil: Anteilig zahlt man mit dem Probe-Abo nur so viel, wie alle dauerhaften Abonnenten, die vom Abo-Vorteil „zwölfmal fahren, zehnmal zahlen“ profitieren.

 

Der Start ist zum 1. Februar 2021 möglich. Einsteigen kann man online bis zum 15. Januar mit dem Aktionscode TESTABO über den SSB- oder DB-Ticketshop.

 

Fahrgäste, die auf den Geschmack gekommen sind und im Abo bleiben wollen, können sich auf ein besonderes Willkommensgeschenk freuen. Sie bekommen vom VVS einen Einkaufsgutschein in Höhe von 50 Euro. Für Kunden aus Stuttgart gibt es beispielsweise einen Gutschein der City-Initiative Stuttgart (CIS), Kunden aus dem Raum Ludwigsburg einen „LUIS-Gutschein“ und Kunden aus dem Raum Esslingen können mit der dortigen „CityCard“ shoppen gehen.

 

HandyTicket kostenlos testen

 

Jeder Haushalt im Landkreis Göppingen hat schon Post vom VVS bekommen. Ein Flyer informiert über die Vorteile der VVS-App und des HandyTickets. Alle Bürger sind eingeladen, das neue digitale Tarifangebot zu testen. Jeder Haushalt bekommt einen Gutscheincode, somit ist das erste HandyTicket kostenlos. Mit dem Tages-Ticket kann man den ganzen Tag durchs gesamte VVS-Gebiet fahren. Zum Beispiel nach Esslingen, Stuttgart oder Ludwigsburg. Oder einfach einen Besuch im Nachbarort machen. Man kann damit alle Regionalbahnen, S-Bahnen, Stadtbahnen und Busse nutzen.

 

Antworten auf Fragen gibt es auf vvs.de/goeppingen

 

Der VVS hat frühzeitig damit begonnen, Fahrgäste über die Homepage zu informieren. Auf der separaten Landingpage vvs.de/goeppingen sind seit einigen Monaten die wichtigsten Neuerungen aufgelistet. Ein FAQ liefert Antworten zu den häufigsten Fragen.

 

Bisherige Busunternehmen sind auch künftig im Stauferkreis unterwegs

 

Das Angebot, das im VVS neu dazu kommt, umfasst insgesamt 88 Buslinien der Unternehmen OVG, Frank & Stöckle, Hildenbrand, Sihler, RBS Göppingen, Merkle und Auto-Mann, dazu kommen noch 22 Ruftaxi-Linien.

 

Geschäftsstelle am Göppinger Bahnhof bleibt

Der bewährte Service in Göppingen bleibt vor Ort bestehen. Fahrgäste können auch weiterhin auf persönliche Ansprechpartner und individuelle Beratung zählen. (uli)

 

 

BU: Statt bei einem großen Fest auf dem Bahnhofsvorplatz in Göppingen haben die beiden VVS-Geschäftsführer Horst Stammler (links) und Thomas Hachenberger (rechts) heute im Landratsamt Landrat Edgar Wolff stellvertretend für den gesamten Stauferkreis „herzlich Willkommen“ geheißen. Im dortigen großen Sitzungssaal fand die virtuelle Diskussionsrunde u. a. mit Verkehrsminister Winfried Hermann und dem Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn statt, die live im Internet übertragen wurde.