Für den Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) und seine Verkehrsunternehmen war 2015 wiederum ein sehr erfolgreiches Jahr. Die Verbundstatistik weist eine Erhöhung um neun Millionen Fahrten gegenüber dem Vorjahr aus, das ist eine Steigerung von 2,5 Prozent. Insgesamt wurden 2015 über 366 Millionen Fahrten mit den Bahnen und Bussen im VVS unternommen, das ist ein Rekordergebnis in der Geschichte des VVS. Die Steigerungsrate ist auch bundesweit – wie bereits im Vorjahr – ein Spitzenwert: Nach Aussagen des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen stiegen die Fahrgastzahlen im Bundesgebiet im letzten Jahr um durchschnittlich 0,5 Prozent.
VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger führt das Rekordergebnis unter anderem auf die gute wirtschaftliche Lage in der Region Stuttgart mit einem Wachstum bei den Beschäftigten, dem Anstieg der Bevölkerung sowie die Verbesserungen im Fahrplan- wie im Tarifangebot zurück: „Vor allem der Berufsverkehr mit den gut nachgefragten Angeboten im FirmenTicket-Bereich hat sich als Wachstumsmotor erwiesen“, so der VVS-Geschäftsführer. Aber auch bei den Senioren und sogar im Ausbildungsverkehr konnte der VVS zulegen – im Ausbildungsverkehr aufgrund der rückläufigen Schülerzahlen freilich in einem bescheideneren Umfang.
Über eine halbe Million Stammkunden in der Region
Immer mehr Fahrgäste sind regelmäßig mit den Bahnen und Bussen unterwegs. Der Trend zum Abo war auch im Jahr 2015 ungebrochen. Seit 2011, als die Konditionen für das Abonnement umgestellt wurden („zehn Monate zahlen – zwölf Monate fahren“), klettert die Zahl der Abonnenten in die Höhe. „Wenn man alle ZeitTickets zusammennimmt, haben wir inzwischen weit über eine halbe Million Stammkunden in der Region“, informiert Geschäftsführerkollege Horst Stammler.
FirmenTicket weiter im Aufwärtstrend
Der Trend zum Abo zeigt sich vor allem im Berufsverkehr. Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der beförderten Personen im Berufsverkehr um 7,8 Prozent gestiegen. Vor allem das FirmenTicket hat zugelegt: Die Zahl der Kunden, die mit dem VVS-FirmenTicket zu ihrem Arbeitsplatz fahren, ist im Laufe des Jahres von 58.700 auf 63.900 gestiegen (+ 8,8 Prozent). Inzwischen geben 350 Unternehmen ihren Mitarbeitern einen Zuschuss zu den Fahrtkosten im öffentlichen Nahverkehr. In diesem Falle erhöht der VVS den Rabatt auf die reguläre Aborate auf zehn Prozent. Ende letzten Jahres hat auch das Land Baden-Württemberg erklärt, seinen Beschäftigten einen Fahrtkostenzuschuss von 20 Euro zu zahlen. Mit diesem wichtigen Arbeitgeber als Partner hofft der VVS, 2016 die Zahl der
FirmenTickets weiter zu steigern. Die ersten Zahlen weisen darauf hin, dass dies gelingen kann: Vom Start weg konnte der Verkauf von FirmenTickets unter den Landesbediensteten um 18 Prozent gesteigert werden.
Wieder Zuwachs beim SeniorenTicket
Nachdem der Verkauf des SeniorenTickets jahrelang rückläufig war, hat der VVS dieses Ticket deutlich attraktiver gestaltet: Seit 2014 können Senioren für einen günstigen Preis rund um die Uhr mit allen Bahnen und Bussen im gesamten VVS-Netz fahren. Seitdem geht es deutlich aufwärts. 2015 wuchs die Zahl der Fahrten mit dem SeniorenTicket insgesamt um 3,1 Prozent, beim JahresTicket waren es sogar 7,2 Prozent. Das verbundweit gültige SeniorenTicket kostet aktuell 44 Euro bei monatlicher Abbuchung.
Stabile Lage im Ausbildungsverkehr
Im Ausbildungsverkehr sind die Fahrgastzahlen überraschenderweise leicht gestiegen, nämlich um 0,8 Prozent. Der VVS hatte aufgrund der seit Jahren rückläufigen Schülerzahlen für 2015 schon mit einem Rückgang gerechnet. Durch die Veränderung der Schullandschaft konnte aber beim Scool-Abo ein Plus von 1,6 Prozent erreicht werden. Die Fahrten mit dem StudiTicket sind um 1,4 Prozent gestiegen, während der Verkauf des Schüler-MonatsTickets um 2,0 Prozent zurückgegangen ist. In diesem Jahr will der VVS dem Aufsichtsrat die Einführung eines attraktiven Ausbildungsabonnements vorschlagen.
Fahrgastzahlen im Gelegenheitsverkehr leicht gestiegen
Im Gelegenheitsverkehr ist die Zahl der Fahrten um rund 0,9 Prozent gestiegen. In diesem Segment spielt das EinzelTicket die wichtigste Rolle. Hier war ein Plus von 1,6 Prozent zu verzeichnen. Das TagesTicket erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit und konnte um 5,7 Prozent zulegen.
Digitale Medien gewinnen an Bedeutung
Die Entwicklung im Gelegenheitsverkehr ist mittlerweile auch von den digitalen Medien beeinflusst. Immer mehr Verkäufe werden über die App „VVS Mobil“ getätigt, mit der man Einzel- und TagesTickets als HandyTicket kaufen kann. Das EinzelTicket ist auf dem Smartphone sogar günstiger als am Automaten: Es kostet nur so viel wie ein Abschnitt auf dem 4er-Ticket, was auch die rückläufige Entwicklung des 4er-Tickets (-3,0 Prozent) erklärt. Die Zahl der per Handy verkauften Tickets ist 2015 um 54,8 Prozent gestiegen.
„Mit einem Umsatz von rund 7,4 Millionen Euro ist das HandyTicket inzwischen auch kein Nischenprodukt mehr“, freut sich Stammler. Seit Jahresbeginn können die Kunden auch Wochen- sowie MonatsTickets per Handy kaufen. „Wenn man sich einmal registriert hat, ist der Kauf über das Smartphone deutlich schneller als beim Automaten oder im Kundenzentrum“, so Stammler. In der VVS-App, die 2015 komplett überarbeitet wurde, kann man sich auch über alle Verbindungen in Echtzeit informieren. Mittlerweile wurde die App 1,4 Millionen Mal heruntergeladen. Täglich werden rund 1,3 Millionen Fahrtauskünfte abgerufen.
Höhere Pünktlichkeit bei der S-Bahn
VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger bedankt sich bei den Fahrgästen, dass sie dem Nahverkehr treu geblieben sind, auch wenn es im Laufe des Jahres manche betriebliche Probleme gegeben habe. Ebenso hätten die Streiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer im Frühjahr die Fahrgäste auf eine harte Geduldsprobe gestellt, so Hachenberger. Auch wenn die S-Bahn noch nicht wieder so pünktlich fahren würde, wie man dies früher gewohnt war, verweist Hachenberger darauf, dass die S-Bahn Stuttgart 2015 im Vergleich zum Vorjahr eine Verbesserung der Pünktlichkeitswerte erzielt habe. Im Übrigen gibt es nicht nur die S-Bahn: Im VVS fahren rund 40 Verkehrsunternehmen, die mit 1.700 Bahnen und Bussen über 450 Linien bedienen. Auch den Fahrerinnen und Fahrern gebührt ein Dankeschön für ihren täglichen Einsatz bei jedem Wetter und zunehmend schwieriger werdenden Verkehrslagen.
Auch monetär ein Erfolg
Die gute Entwicklung bei den Fahrgastzahlen macht sich auch in der Verbundkasse bemerkbar: Die Fahrgeldeinnahmen sind 2015 bei einer Tarifanpassung von 2,9 Prozent zum 1. Januar 2015 um 5,1 Prozent auf 499,8 Millionen Euro gestiegen. (pk)