Die Zahl der Fahrgäste im Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) ist innerhalb der letzten zwanzig Jahre noch nie so stark gewachsen wie 2013. Die Verbundstatistik weist eine Steigerung um 3,2 Prozent und damit einen Zuwachs von über zehn Millionen Fahrten gegenüber dem Vorjahr aus. Auch bundesweit ist dies ein Spitzenwert: Nach Aussagen des Statistischen Bundesamtes steigen die Fahrgastzahlen im Bundesgebiet im letzten Jahr um durchschnittlich 0,8 Prozent. Insgesamt wurden 2013 fast 349 Millionen Fahrten im Verbundgebiet des VVS unternommen. Damit haben sich die Fahrgastzahlen im VVS seit Verbundgründung nahezu verdoppelt
Immer mehr Fahrgäste sind regelmäßig und dauerhaft mit Bus und Bahn unterwegs. Im Jahr 2013 hat der VVS wieder viele neue Stammkunden gewinnen können. „Unser attraktives und preisgünstiges Jahres-Abo hat in allen Marktsegmenten – bei Berufspendlern oder im Seniorenbereich – Marktanteile gewonnen. Die Angebotsausweitungen bei der S-Bahn mit neuen Linien und dem Nachtverkehr wurden gut angenommen“, erklärt VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger den außergewöhnlichen Zugewinn an Fahrgästen. Mittlerweile wird jede dritte ÖPNV-Fahrt in Baden-Württemberg in der Kernregion des Landes durchgeführt.
Über die positive Jahresbilanz freuen sich die VVS-Geschäftsführer angesichts der 2013 bestehenden Probleme bei der S-Bahn umso mehr. „Wir sind unseren Kunden dankbar, dass sie uns trotz mancher betrieblicher Probleme die Treue gehalten haben. Doch bei aller berechtigten Kritik muss man beachten, dass die S-Bahn in Stuttgart bessere Pünktlichkeitswerte erzielt hat als in den vergleichbaren Systemen in München und Frankfurt“, erklärt Horst Stammler.
Zahl der Abonnenten insgesamt weiter gestiegen
Die neuen Konditionen beim VVS-Abo haben viele Fahrgäste überzeugt. Seit Januar 2011 gibt es das attraktive neue Abo-Verfahren, bei dem der Betrag für ein JahresTicket nicht mehr auf einmal, sondern in monatlichen Raten vom Konto abgebucht wird. Ein weiterer Vorteil ist, dass Abonnenten zwei Monate kostenlos fahren, da sie nur zehn von zwölf Monaten bezahlen. Zum Jahresbeginn 2011 hatte der VVS nur 18.000 Abo-Kunden, aktuell beziehen bereits 67.000 Kunden ihr JahresTicket im Abonnement. „Dieses Ergebnis hat unsere Erwartungen weit übertroffen“, betont VVS-Geschäftsführer Horst Stammler.
Mehr JahresTicket-Kunden im Berufsverkehr
Der Trend zum Abo zeigte sich vor allem im Berufsverkehr. Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der beförderten Personen um 9,6 Prozent auf 107,6 Millionen gestiegen. Dies ist vor allem auf die gute Konjunktur mit deutlich höheren Beschäftigtenzahlen in der Region Stuttgart zurückzuführen. Während sich das MonatsTicket erstaunlicherweise gut behaupten konnte, hat neben dem regulären JahresTicket vor allem das FirmenTicket zugelegt: Vor einem Jahr zählte der VVS noch 45.700 Inhaber eines FirmenTickets, Ende 2013 waren es bereits über 49.300 – Tendenz weiter steigend.
Zum 1. April 2014 wird das FirmenTicket durch ein neues Anreizmodell noch attraktiver. Zahlt der Arbeitgeber seinen Mitarbeitern mindestens zehn Euro Zuschuss im Monat für das Ticket, erhalten diese vom VVS zehn Prozent Nachlass. Die Landeshauptstadt Stuttgart ist hier mit gutem Beispiel vorangegangen: Auf Initiative von Oberbürgermeister Fritz Kuhn erhalten die Mitarbeiter der Stadt einen Zuschuss von rund 30 Euro pro Monat zum FirmenTicket. Beschäftigte, die in Stuttgart wohnen, können damit für 30 Euro im Monat Bahn und Bus fahren. Außerdem haben kleinere Unternehmen künftig wieder die Möglichkeit, sich zusammenzuschließen und für ihre Mitarbeiter ein günstiges FirmenTicket anzubieten. „Wir möchten damit erreichen, dass mehr Arbeitnehmer in den Genuss eines verbilligten Tickets kommen. Aus vielen Gesprächen wissen wir, dass mancher Arbeitgeber umdenkt und künftig nicht nur Parkplätze und Dienstwagen zur Verfügung stellt, sondern sich um die umwelt- und klimafreundliche Anreise der Mitarbeiter kümmert“, erklärt Thomas Hachenberger.
Stabilität beim SeniorenTicket
Bei den älteren Menschen ging jahrelang trotz wachsendem Potenzial die Zahl der verkauften SeniorenTickets kontinuierlich zurück. Dies änderte sich mit dem Wegfall der Sperrzeit und der Umgestaltung des Abos im Jahr 2011. Seither stiegen die Verkaufszahlen kräftig an und konnten 2013 auf diesem Niveau gehalten werden. „Die Anpassungen beim SeniorenTicket haben wir bewusst eingeführt, um den Bedürfnissen unserer Kunden besser gerecht zu werden“, so Stammler. „Jetzt setzen wir noch einen obendrauf. Seit Januar haben wir unser SeniorenTicket noch einmal stark verbessert. Alle, die das Ticket als JahresTicket oder im Abo beziehen, können damit nun im gesamten VVS-Netz fahren – zu einem supergünstigen Preis von nur 41 Euro im Monat. Schon jetzt haben wir sehr gute Resonanz auf dieses Angebot. Wir rechnen also wieder mit zahlreichen Neukunden“, ergänzt der VVS-Geschäftsführer. Rund zwei Drittel aller Senioren nutzten 2013 bereits das JahresTicket.
Leichtes Wachstum im Gelegenheitsverkehr
Im Gelegenheitsverkehr ist die Zahl der Fahrten um 0,6 Prozent auf 59,3 Millionen wieder leicht gestiegen, nachdem sie im Vorjahr rückläufig war. In einigen Fällen sind Fahrgäste, die bisher mit Einzel- oder 4erTickets unterwegs waren, auf ein Zeitticket umgestiegen – was durchaus beabsichtigt ist.
Das TagesTicket ist nach wie vor beliebt. Insgesamt waren 2013 rund 7,2 Millionen Fahrgäste mit einem TagesTicket unterwegs (+1,2 Prozent). „Weiterhin sehr zufrieden sind wir mit der Entwicklung beim HandyTicket“, so Hachenberger. „Vor einem Jahr haben wir noch 10.000 Tickets pro Monat verkauft, jetzt sind es bereits über 100.000.“
Ausbildungsverkehr: Erstmals Rückgänge im Scool-Abo-Verkauf, Zuwächse bei den Studierenden
Die seit Jahren sinkenden Schülerzahlen machen sich in der Bilanz bemerkbar. Durch Einführung von „G 8“ an den Gymnasien und damit den Wegfall eines kompletten Jahrgangs verzeichnete der VVS 2013 erstmals einen Rückgang im Schülerverkehr. Dennoch konnte im gesamten Ausbildungsverkehr noch ein leichtes Plus (1,4 Prozent bei insgesamt 127,5 Millionen Fahrten in 2013) erzielt werden, was auf die positive Entwicklung bei den StudiTickets zurückzuführen ist.
Das StudiTicket wurde 2013 insgesamt rund 87.000-mal verkauft. Das sind rund 5.500 Stück oder 6,7 Prozent mehr als 2012. Seit dem Sommersemester 2010 können Studierende, die im VVS-Gebiet wohnen, aber eine Hochschule in einem der Nachbarverbünde (zum Beispiel in Pforzheim, Heilbronn, Tübingen, Aalen, Geislingen oder Göppingen) besuchen, ein „Anschluss-StudiTicket“ kaufen. Mehr als 9.000 Stück davon sind von den Studierenden von Januar bis Dezember gekauft worden (+24 Prozent). Das Anschluss-StudiTicket wurde mittlerweile auf weitere Räume ausgedehnt (Karlsruhe und Ostalb).
Auch die Verbundeinnahmen stiegen 2013 auf Rekordhoch
Die Fahrgeldeinnahmen sind 2013 bei einer Tarifanpassung von 2,9 Prozent zum 1. Januar 2013 um 5,9 Prozent gestiegen. Die Fahrgäste haben mit etwa 446 Millionen Euro ganz wesentlich zum Verbunderfolg beigetragen. (sz)